Newsletter des Collegium Carolinum 4/2019
(25.1.2019)
Call for Papers
Kindheiten in den böhmischen Ländern und der Slowakei,
19.- 21. Jahrhundert
Jahrestagung des Collegium Carolinum in Kooperation mit dem Ústav českých dějin FF UK und dem Historický ústav SAV
Fischbachau/Bayern, 7.-10. November 2019
Historische Kindheitsforschung boomt. Dabei liegt der regionale Schwerpunkt der Forschung bisher allerdings sehr eindeutig auf dem nordamerikanischen Raum und Westeuropa. Unsere Tagung hingegen will Ostmitteleuropa, insbesondere die böhmischen Länder und das historische Gebiet der Slowakei in den Blick nehmen.
Davon ausgehend, dass Kinder und Kindheit für moderne Gesellschaften eine zentrale, dabei aber ausgesprochen kontrovers ausdeutbare Bedeutung haben, fragen wir nach unterschiedlichen Konzepten und Gestaltungsstrategien. Kinder gelten in der Moderne als Zukunftsressource und werden deshalb oft zu zentralen Motiven nationaler und politischer Identitätskonstruktionen; Kinderkultur und Kindererziehung sind umkämpfte Felder nationaler wie sozialer Konflikte und Abgrenzungen. Hier geraten insbesondere die vielfachen, oft sehr grundlegenden politischen und gesellschaftlichen Zäsuren in Ostmitteleuropa in den Blick und die Frage danach, welche Auswirkungen diese auf Kindheitskonzepte und Kindheitspolitik hatten, welche Brüche oder auch Kontinuitäten zu beobachten sind.
Welche Bedeutung wurde Kindern und Kindheit beigemessen im Rahmen des österreichisch-ungarischen Reiches und der Nationalbewegungen, in Kriegszeiten, der demokratischen Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit, dem Protektorat und dem Slowakischen Staat, den staatssozialistischen Systemen und schließlich in der Transformationszeit? Welche Rolle spielten Kinder und Kindheit in den jeweiligen Plänen und Ideologien für eine „neue“ Gesellschaft? Gab es „tschechoslowakische“ Kindheiten, oder sind nationale, regionale, soziale und ethnische Unterschiede entscheidend? Wir fragen nach Definitionen, Repräsentationen, Formen von Wissensproduktionen, staatlich-administrativen Zugriffen, differenzierten Lebenswelten und der Formung kindlicher Subjektivität.
Ziel der Tagung ist es, den ostmitteleuropäischen Raum mit seinen zahlreichen historischen Brüchen stärker in die internationale historische Kindheitsforschung einzubringen, komparative Ebenen einzubauen und nach generellen Strukturen moderner Kindheit, Entwicklungen der longue-durée sowie nach regionalen/kulturellen/politischen Besonderheiten zu fragen.
Mögliche Themenbereiche:
- Konzepte und Definitionen von Kindheit
- Formen der Fürsorge und Betreuung durch Staat, Gesellschaft und Familie
- Wissensproduktion in Pädagogik, Medizin und Kinderpsychologie
- Ideologien und Kindheit: Norm, Kultur und Praxis
- Die Rolle von Kindheit im nationalen Diskurs
- Schulformen und ihre Entwicklung
- Kinderkultur und -medien und ihre gesellschaftliche Bedeutung
- Normierung, Segregation und Disziplinierung von Kindern
- Intersektionale Ansätze: die Kategorien Geschlecht, Alter, Ethnie, soziale Schicht, Religion, disability (etc.)
Der Call for Papers richtet sich an WissenschaftlerInnen aus allen kulturwissenschaftlichen Disziplinen. Wir bitten um Skizzen (ca. 2000 Zeichen) für Vorträge mit einer Länge von 20 Minuten, die die oben genannten Fragen adressieren. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch, die Abstracts können auch auf Tschechisch und Slowakisch eingereicht werden. Das Collegium Carolinum übernimmt die Reise- und Unterbringungskosten. Die Herausgabe eines Tagungsbandes ist geplant.
Konzeption der Tagung:
Gabriela Dudeková, (Slowakische Akademie der Wissenschaften, Bratislava)
Frank Henschel, Universität Kiel
Jan Randák, Karls-Universität Prag
Martina Winkler, Universität Kiel
Bitte senden Sie Ihren Vorschlag bis zum 30. März 2019 an Martina Winkler: mwinkler[at]oeg.uni-kiel.de

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