Veröffentlichungen des Collegium Carolinum, Bd. 62

Andreas Luh
Der Deutsche Turnverband in der Ersten Tschechoslowakischen Republik
Vom völkischen Vereinsbetrieb zur volkspolitischen Bewegung
München 2006, 475 Seiten, 8 Bildtafeln, broschur, 2. Auflage
Vergriffen (ISBN 978-3-486-58135-5)
Der Autor untersucht unter organisations- und mentalitätshistorischen Fragestellungen das sudetendeutsche Turnerwesen in der Zwischenkriegszeit bis in die Zeit des Nationalsozialismus. Aufgrund der Auswertung der umfangreichen Publizistik werden sowohl die Binnenstrukturen des Deutschen Turnverbands (Satzung, Organisation, Turnbetrieb, Erziehungsarbeit, Veranstaltungen, Männlichkeitsideale, Antisemitismus) analysiert, als auch die Gedankenwelt und die Bedeutung des Turnens für die politische und ideologische Entwicklung der Sudetendeutschen und ihr Verhältnis zum Staat dargestellt. Das bereits im 19. Jahrhundert „völkisch“ geprägte deutschböhmische Turnerwesen geriet nach 1918 in der Tschechoslowakei in eine Krise. Unter Konrad Henlein reagierte der Deutsche Turnverband darauf seit dem Ende der 1920er Jahre mit Politisierung und Nationalisierung, was schließlich zur Entstehung der Sudetendeutschen Partei führte. Henleins Turn-Reformen (Führerprinzip, Militarisierung, über das Turnerwesen hinausgehende „Volkstumsarbeit“ etc.) sollten somit zum Ausgangspunkt für die generelle Verbreitung autoritärer Tendenzen in der deutschen Bevölkerung der Ersten Tschechoslowakei werden.

Andreas Luh, Dr.phil., geb. 1959, ist außerplanmäßiger Professor für Sportgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum.

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