Edvard Beneš und die nationalen Minderheiten in der Tschechoslowakei zwischen Pariser Friedenskonferenz und Münchener Abkommen: Konzeption, Außen- und Innenpolitik
Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts ist die Erstellung einer Monographie über Edvard Benešs Nationalitätenpolitik. Der Schwerpunkt liegt auf der Innenpolitik, wobei allerdings der Kontext seiner Außenpolitik während der Ersten Tschechoslowakischen Republik umfassend berücksichtigt wird. Eine Leitfrage ist der Zusammenhang zwischen der politischen Theorie des Soziologen Beneš, der sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit Minderheitenfragen befasst hatte, und seiner politischen Praxis als tschechoslowakischer Außenminister (1918-1935), Regierungschef (1921/22) bzw. Präsident (1935-1938). Zweitens werden Benešs nationalitätenpolitische Konzepte und Handlungsstrategien in einer doppelten Perspektive rekonstruiert: innenpolitisch und außenpolitisch. Hier sind unter Verwendung von Rogers Brubakers Ansatz, der von einem Dreiecksverhältnis zwischen nationalisierendem Staat, nationalen Minderheiten und externem Heimat- bzw. Mutterland ausgeht, die Zusammenhänge zwischen Außen- und Innenpolitik in Bezug auf alle nationalen Minderheiten (Deutsche, Ungarn, Russinen, Polen) sowohl gegenüber deren Mutterländern als auch auf der Bühne des Völkerbundes vergleichend zu analysieren. Im Zentrum steht die Frage nach dem Handeln Benešs als maßgeblichem Protagonisten eines "nationalisierenden Nationalstaates". Seine "innere" wie "äußere" Nationalitätenpolitik wurde jedoch durch die innenpolitischen Verhältnisse und Konflikte in der Tschechoslowakei erheblich beeinflusst bzw. beeinträchtigt, weshalb Voraussetzungen, Kontinuitäten und Modifikationen dieser Politik präziser als bisher in das innenpolitische Geschehen der Tschechoslowakei eingeordnet werden sollen. Hierbei ist als dritte Leitfrage das Verhältnis von Politik und Öffentlichkeit, d. h. der innen- wie außenpolitischen Vermittelbarkeit bzw. Kommunizierung dieser Politik, in den Blick zu nehmen.

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