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Denkmäler, Gedenkstätten und die Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik und ihre Entwicklung seit 1945

Auf dem Gebiet der Tschechischen Republik befinden sich derzeit mehrere tausend Denkmäler oder Gedenkstätten, die an die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und an die Opfer dieses Konflikts erinnern. Diese Denkmäler haben unterschiedlichste Formen – von einfachen Gedenktafeln bis zu monumentalen Mahnmalen, die vor allem in der Zeit der kommunistischen Diktatur errichtet wurden und die nicht selten die historischen Geschehnisse innerhalb des damaligen ideologischen Kontextes interpretieren. Einige Denk- und Mahnmale wurden wiederum beseitigt, weil sie der bestehenden politischen Situation nicht entsprachen.
 
Ziel des Projekts ist es zu analysieren, auf welche Weise seit dem Jahr 1945 in der Tschechoslowakei/Tschechischen Republik an die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs (einschließlich des Holocaust) erinnert wurde. Untersucht wird die Sprache der Denkmäler, d. h. welche Ausdrücke in den jeweiligen Dekaden genutzt wurden, wie sich die Sprache geändert hat und wie sie durch das herrschende Regime beeinflusst wurde. Offengelegt wird, wie die Schuldigen und auch die Opfer benannt wurden (z. B. als "Okkupanten", "Faschisten", "jüdische Mitbürger"), welche Opfer-Gruppen bevorzugt und welche wiederum verschwiegen wurden, beispielsweise auf welche Weise die Teilnahme der Sudetendeutschen am Widerstand gegen den Nationalsozialismus erwähnt wird. Ferner wird analysiert, wie die Denkmäler visuell gestaltet wurden (u.a. mittels Statuen oder Soldatenreliefs, weinenden Frauen) und welche Symbole sich auf ihnen wiederholen. Besondere Aufmerksamkeit wird den beseitigten und verschwundenen Denkmälern gewidmet (vor allem nach 1948 und nach 1990).
 
Untersucht werden nicht nur die Denkmäler selbst, sondern auch der Kontext, in dem diese entstanden sind. Bei Denkmälern aus der kommunistischen Zeit wird beobachtet, in welchem Maß die historischen Ereignisse entstellt werden (z. B. Denkmäler in Gebieten, die durch die amerikanische Armee befreit wurden, die aber den sowjetischen Soldaten für die Befreiung danken). Das Projekt bemüht sich außerdem zu beschreiben, auf welche Weise die Denkmäler und Gedenkstätten in den Diskurs über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs eingreifen und auf welche Weise sie zur Formierung des kollektiven Gedächtnisses der tschechischen Gesellschaft über diese Geschichtsperiode beitragen. 


Petr Koura

 

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