Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Museen, Gedenkstätten und Denkmälern in Litauen nach 1989
Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens steht die Frage nach der Entwicklung der musealen Präsentation des Zweiten Weltkriegs in Litauen im Kontext des geschichtspolitischen Wandels nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Es wird die Symbolik herausgearbeitet, die in der Sowjetzeit diskursformend war und den staatlichen Erinnerungskanon an "Didysis Tėvynės Karas", litauisch für den "Großen Vaterländischen Krieg", prägte.
Nach 1989 verlor das Kriegsgedenken in der Erinnerungskultur des Landes an Gewicht und wich einem expliziten antisowjetischen Impuls sowie der Betonung eines litauischen Opferbildes. Gegenwärtig wird der Krieg auf der staatlichen Ebene vor allem im Kontext des Holocaust-Gedenkens thematisiert und erhält eine visuelle und materielle Gestalt lediglich an den Orten, die mit der Massenvernichtung jüdischer Bürger zusammenhängen. Sinnfällig ist dabei das visuelle Nebeneinander der in einer emotionalisierenden und identitätsstiftenden Form gestalteten Narrative der Holocaustopfer einerseits und der litauischen Opfer des sowjetischen Terrors andererseits. Gleichzeitig lassen sich neben dem aktuellen, staatlich geförderten Narrativ die Diskurse anderer Kollektive ausmachen (wie Kriegsteilnehmer, transnationale Netzwerke), die ihre eigene visuelle und rituelle Ausgestaltung erhalten. Außerdem richtet sich der Blick auf die museale Präsentation des Zweiten Weltkriegs sowohl auf der offiziellen geschichtspolitischen Ebene als auch auf der Ebene des nicht-staatlichen sozialen Gedächtnisses im heutigen Litauen.
Ekaterina Makhotina

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