Jüdische Repräsentationen des Holocaust in der Tschechoslowakei nach 1945
Zwischen staatlichem Tabu und jüdischer Erinnerungspflicht: Die „jüdische Erinnerung“ an den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust steht im Mittelpunkt des Dissertationsprojekts. Über einen relativ langen Zeitraum hinweg, von 1945 bis in die frühen 1990er Jahre, werden die sich wandelnden Möglichkeiten, Formen und Grenzen dieser minoritären Erinnerungskultur in einem kommunistischen Staat untersucht. Dadurch können semantische Kontinuitäten und Veränderungen sowie diskursive Regelmäßigkeiten und Brüche herausgearbeitet werden: In welchem Verhältnis standen die staatliche Geschichtspolitik der sozialistischen Tschechoslowakei, die mehrheitsgesellschaftliche Erinnerungskultur und die jüdische Erinnerung zueinander? Wo befanden sich die Überschneidungen und Unterschiede zwischen dem antifaschistischen und kämpferischen Geschichtsbild einerseits und der lange unscheinbaren Auseinandersetzung der tschechoslowakischen Juden mit der Shoah andererseits – und vor allem: wo lassen sich wechselseitige Bezugnahmen und Abhängigkeiten erkennen?
Der hier verfolgte Ansatz soll die oft politikgeschichtliche Analyse von Erinnerungskulturen um eine „Sozialgeschichte des Erinnerns“ (Peter Burke) erweitern, welche es ermöglicht, die verschiedenen, miteinander zugleich in Kontakt wie in Konflikt stehenden „Erinnerungsgemeinschaften“ zu berücksichtigen.
Peter Hallama

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