Call for Papers
Doktorandenworkshop
"Nation and Nationalism Revisited: Was bleibt von der Nation in der heutigen Geschichtsschreibung?"
(4./5. Februar 2014 in München)
Deadline: 31. Oktober 2013
Was kann Nations- und Nationalismusforschung heute noch leisten? Neuere Strömungen in der Geschichtswissenschaft - vom cultural turn über transnationale Ansätze und global studies bis hin zu Konzepten wie „national indifference“ - haben Nation und Nationalismus als Untersuchungsgegenstand neu perspektiviert. Der Workshop „Nation and Nationalism Revisited“ will anhand von aktuellen Forschungen aufzeigen, wie diese Ansätze für heutige Nations- und Nationalismusstudien fruchtbar gemacht werden können.
Nations- und Nationalismusforschung war und ist ein Klassiker der Geschichtswissenschaft. In kritischer Abgrenzung zu den großen nationalen Meistererzählungen des 19. Jahrhunderts wird Nation vielfach als modernes Konstrukt verstanden (vgl. nur Eric Hobsbawm, Ernest Gellner oder Benedict Anderson). Der Konstruktivismus ist allerdings in die Kritik geraten. Rogers Brubaker etwa betrachtet Nation zwar noch als Konstrukt, Nation ist für ihn aber eine „Kategorie der Praxis“, die im sozialen und kulturellen Handeln im Alltag entsteht. Eine weitergehende Kritik wirft dem Konstruktivismus vor, immer noch am Vorrang des Nationalen festzuhalten und damit der Logik des nationalen Denkens aufzusitzen. Davon setzen sich Autoren wie Jeremy King, Pieter M. Judson und Tara Zahra mit dem Konzept der „nationalen Indifferenz“ ab. Sie bestreiten eine mehrheitliche Nationalisierung der Gesellschaft im 19. Jahrhundert. In ihren Regionalstudien rücken sie „national indifferente“ Akteure und Handlungsmöglichkeiten in den Blick.
Transnationale Forschungen und die neuere Globalgeschichte versuchen endgültig, die Nation als Einzelkategorie hinter sich zu lassen. Widmen sich transnationale Ansätze dabei vor allem Grenzregionen, grenzüberschreitenden Netzwerken oder Vergleichen mehrerer Nationen, stehen im Zentrum der „global history“ die Globalisierung als langfristiger Prozess und deren Auswirkungen am Beispiel von inter- und supranationalen Organisationen, NGOs, multinationalen Firmen etc.
Angesichts dieser neueren Forschungstrends drängt sich die Frage auf: Was bleibt in heutigen Forschungen zu Nation und Nationalismus von der Nation übrig? Handelt es sich um eine Kategorie, die ideologisch aufgeladen, politisch verdächtig und instrumentalisierbar ist, sich also letztlich immer nur dekonstruieren lässt? Oder muss man Nation nach wie vor als eine elementare, unverzichtbare Grundkategorie historischen Denkens behandeln?
Der Doktorandenworkshop wird gemeinsam von der Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe „Vielfalt ordnen“ (Collegium Carolinum, München) und der Promotionsplattform des Historischen Seminars der Ludwig-Maxilimians-Universität München „ProHist“ organisiert. Er richtet sich vorrangig an Doktorandinnen und Doktoranden, ihre Forschungen in einem 20-minütigen Beitrag vorzustellen und im Forum mit erfahrenen Senior Researchers zu diskutieren. Eine regionale Eingrenzung besteht nicht. Arbeitssprache ist deutsch.
Der Workshop findet am 4. und 5. Februar 2014 in München statt. Weitere Informationen werden zeitnah bekannt gegeben.
Abstracts und CV bitte bis zum 31. Oktober 2013 an sevan.pearson[at]extern.lrz-muenchen.de schicken.

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